Am späten Nachmittag des 10.12.2025 hat sich bei Zehnebeck nahe Gramzow eine schwere Umweltkatastrophe ereignet. Diese war die verheerendste seit der großen Havarie der Futterhefeeiweißanlage auf dem Gelände der PCK im Jahre 1989. Damals waren mehrere Hunderttausend Liter eines Gemisches aus Ölen, Diesel, Alkanen und Wasser über das Werksgelände gelaufen. Bei dem gestrigen Ereignis wiederum kam es im Rahmen der Vorbereitung eines Sicherheitstests zu einer Leckage an den Sicherheitsarmaturen der Pipeline. Nach meinen ersten Informationen und selbstgewonnenen Erkenntnissen war ein etwa 3-4 cm großer Messingstopfen nicht ordnungsgemäß verschraubt worden. Ich selbst war bis 2019 als Mechaniker für die Instandhaltung genau solcher Armaturen der PCK-Raffinerie verantwortlich. Das Prinzip einer solchen Sicherheitsanlage ist die Simulation einer Leckage, die durch Abfluss des Öles in einen externen Behälter erzeugt wird. Das Ziel ist die Erkennung selbst kleinster Risse und Löcher.
Durch den auf der Leitung vorhandenen Öldruck war es vorliegend nicht möglich gewesen, die Leckage sofort zu verschließen. Stattdessen musste die nächste Schieberstation in mehreren Kilometern Entfernung geschlossen werden, was zur Folge hatte, dass bis zum Verschluss des Schiebers und darüber hinaus bis zum Abfall des Restdruckes über 300 Tonnen Öl in die Umwelt ausgetreten sind. Dadurch wurden etwa zwei Hektar an landwirtschaftlicher Nutzfläche sowie der nahegelegene Entwässerungsgraben kontaminiert. Nur dem schnellen und entschlossenen Einsatz der Werksmitarbeiter, der Freiwilligen Feuerwehren und des Technischen Hilfswerks ist es zu verdanken, dass noch Schlimmeres verhindert werden konnte. Ein großes Glück waren zudem die Witterungsbedingungen – zum einen ein mit Wasser gesättigter Boden, der das Eindringen des Öles in tiefere Erdschichten verhinderte, zum anderen das Ausbleiben von Regen, welcher die Arbeit der Helfer erschwert hätte.
Ich war heute vor Ort, um die Lage zu erörtern und mit den Beteiligten ins Gespräch zu kommen. Dabei nutzte ich auch die Möglichkeit, zu erfragen, ob es Neuigkeiten gibt, was die Ertüchtigung genau dieser Pipeline betrifft. Immerhin hatten der damalige Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck und sein Ministerium bereits im Sommer 2023 400 Millionen Euro für ein solches Vorhaben zugesagt. Als Antwort erhielt ich, dass es diesbezüglich keine Neuigkeiten gebe und man weiterhin auf die Freigabe der Gelder aus dem Bundeshaushalt durch die EU-Kommission warte. Ungeachtet dessen bleibt aber der Fakt bestehen, dass diese Pipeline ursprünglich für einen anderen Zweck gebaut worden war, namentlich für die Belieferung des Rostocker Hafens mit Erzeugnissen aus Schwedt. Stattdessen wird die PCK-Raffinerie nun von Rostock aus mit Öl aus Tanklastschiffen versorgt.
Wir setzen uns weiter dafür ein, dass die PCK-Raffinerie künftig wieder mit Öl aus der Druschba-Pipeline betrieben wird. Gleichzeitig soll die Leitung aus Rostock ertüchtigt werden, um sie wieder ihrem ursprünglichen Zweck zuführen zu können.
Felix Teichner

